Wann wart ihr an der Schule?
Joel: Direkt nach dem Waldorfkindergarten wurde ich 2006 eingeschult und blieb bis zum Abitur 2019 an unserer Schule. – Ich bin ein echter Waldi.
Moritz: Nach meiner Grundschulzeit auf einer Regelschule wollte ich 2012 auf die Waldorfschule wechseln, da mir die Schule sehr gut gefallen hat. Ich bin bis zum Abitur 2021 geblieben und habe es nicht bereut.
Wann wart ihr Schülersprecher?
Moritz: Wir waren zuerst beide Stellvertreter, haben danach 3 Jahre gemeinsam gewirkt, und nachdem Joel von der Schule gegangen ist, war ich noch 2 weitere Jahre allein Schülersprecher. Unsere Amtszeit dauerte von 2015 bis 2021.
Warum wolltet ihr Schülersprecher werden, und was hat euch dabei am meisten gefallen?
Joel: Ich war schon früher Klassensprecher und habe an den Sitzungen der Schülervertretung teilgenommen. Dort wollte ich eine präsentere und aktivere Schülervertretung für die Schüler schaffen.
Moritz: In meiner Klasse wurde sich oft über Kleinigkeiten im Schulgeschehen aufgeregt, aber niemand hat aktiv dazu beigetragen, dass sich etwas ändert. Als Joel mich gefragt hat, ob ich sein Stellvertreter sein möchte, habe ich die Möglichkeit gesehen, in der Schülervertretung aktiv den Schulalltag verändern zu können und zu verstehen, wieso bestimmte Dinge nicht geändert werden können. Am besten hat mir dabei gefallen, dass ich wirklich das Gefühl habe, die Schule ein Stück weit mitgestaltet zu haben.
Habt ihr etwas Besonderes erreicht?
Joel: Wir durften die Schule bei vielen landes- und bundesweiten Tagungen vertreten und dort neue Ideen für die Schülervertretung sammeln. Diese Möglichkeiten haben uns persönlich bereichert. An der Schule haben wir jedoch auch einiges erreicht: Wir haben den Oberstufenraum renoviert und neue Möbel organisiert, ein eigenes Büro für die Schülervertretung erwirkt und die Abläufe im Schulalltag mitgestaltet, wie zum Beispiel das frühere Öffnen für die Schüler im Winter, damit sie nicht lange im Kalten stehen müssen.
Darüber hinaus hat Moritz die Schülerzeitung „Waldi“ ins Leben gerufen und geleitet. Wir haben die Schülervertretung transparenter gemacht, indem wir sowohl den Glaskasten im Foyer wiederbelebt und aktuell gehalten, als auch einen Instagram-Account ins Leben gerufen haben. Außerdem konnten wir durch viele Aktionen Geld sammeln, um insgesamt 1500€ an den Förderverein für krebskranke Kinder e. V. Köln zu spenden. Um einen kleinen Einblick in unser Wirken zu geben.
Was hat euch an der Schule genervt?
Moritz: Für mich war es schade, dass die Schule bei dem Anspruch, praxisorientiert auf das Leben vorzubereiten, manche moderne Aspekte ausgelassen hat. Gerade dadurch, dass die Schule eigenen Handlungsspielraum in den pädagogischen Inhalten hat, wünschte ich mir Themen wie Steuern, Versicherungen und Medienkompetenzen im Unterricht. Außerdem war ich sehr traurig, als die Cafeteria während Corona an einen Caterer vergeben wurde und unsere langjährige Cafeteria-Crew gehen musste.
Joel: Mich hat gestört, wie zäh manchmal die Vorgänge waren, wenn wir versucht haben, Bestehendes zu verändern. Die Möglichkeit, nur eine Fremdsprache neben Englisch erlernen zu können, war ebenfalls schade. – Und Eurythmie natürlich 😉
Hattet ihr ein Lieblingsfach?
Joel: Werken und Gartenbau, in der Oberstufe dann Englisch und Sport.
Moritz: Gartenbau, Werken und alles Handwerkliche fand ich auch super. In der Oberstufe waren meine Lieblingsfächer dann Geschichte, Deutsch und Russisch.
Habt ihr im Leben nach der Schule gemerkt, dass die Schulzeit für mehr gut war als Rechnen, Schreiben, Lesen?
Joel: Ja! Mir ist aufgefallen, dass Waldorfschüler oft durch kreative Lösungsansätze positiv auffallen. In der Regel sind sie offener und rücksichtsvoller. Zudem habe ich durch die vielen Praktika in verschiedenen Bereichen Erfahrungen gemacht, zu denen ich sonst nie gekommen wäre (Forst, Landwirtschaft usw.).
Moritz: Auf jeden Fall! In meiner Ausbildung zum Offizier der Deutschen Marine musste ich sowohl in der Grundausbildung als auch auf dem Segelschulschiff Gorch Fock sehr viel nähen und handwerkliches Geschick zeigen. An der Schule habe ich durch Klassenspiele, Monatsfeiern und Präsentationen vor der Schulgemeinschaft gelernt, souverän vor großen Menschengruppen zu reden. Insbesondere die Praktika, die ich bei der Polizei, einer Versicherung und in einem Krankenhaus gemacht habe, waren für mich sehr lehrreich. Ich finde diese Möglichkeit großartig, in verschiedene Bereiche des Arbeitslebens zu blicken. Und das hat mich auch persönlich in der Berufsfindung stark vorangebracht. Die Jahresarbeit war für mich eine gute erste Einführung in wissenschaftliches Arbeiten, die ich für mein Studium der Politikwissenschaft nutzen konnte.